über werkkurs



werkkurs - eine Auswahl praxisgerechten Werkzeuges und passende Handwerkskurse für die Holzverarbeitung.  

 

Meine bis heute andauernde Entdeckungsreise in die Welt des Handwerks und der dazu gehörigen Werkzeuge, begann als ich 1993 meine Lehre zum Orgel- und Harmoniumbauer bei dem Neumünsteraner Orgelbaumeister Andreas Andresen antrat. Im Orgelbau sind alte Handwerkstechniken noch an der Tagesordnung und auch klassische Holzverbindungen wie Schlitz- und Zapfen und Schwalbenschwanzzinkungen werden im Gehäusebau häufig verwendet. Der Holzauswahl wird viel Aufmerksamkeit geschenkt, da die meisten Konstruktionen aus Massivholz sind. Das Mantra meines Lehrmeisters "stehende Jahre" bei Massivholz habe ich verinnerlicht und in den Jahrzehnten nach meiner Ausbildung immer beachtet. Als Musikinstrumentenmacher ist es auch üblich, sich Spezialwerkzeuge und Vorrichtungen selbst zu bauen.

 

Meine ersten Ulmia Holzhobel habe ich ganz klassisch beim örtlichen Eisenwarenhändler bestellt, der Reformputzhobel sogar mit Eisenfeineinstellung...ganz was besonderes damals und mit dem entsprechend langer Lieferzeit. Das Internet war da als Bezugsquelle noch Zukunftsmusik. In der Berufsschule lernte ich dann japanische Sägen kennen und bald hatte ich als Nachtlektüre und zum träumen die Kataloge einschlägiger Werkzeughändler auf dem Nachttisch liegen. Überstunden habe ich mir in Werkzeug auszahlen lassen und so wuchs mein Werkzeugbestand von Jahr zu Jahr. Die Berufsschule verfügte über eine sehr gut sortierte Auswahl an Fachliteratur, so dass ich als Bücherwurm viele Frei- und Mittagsstunden dort verbrachte. Auch brachte ich einige Stunden im örtlichen Kopiershop zu, um mir einige Fachbücher Seite für Seite zu kopieren. Auch hier war die fantastische Informationsflut, die heute das Internet bietet, noch nicht abzusehen.



Orgelbauergeselle Ulf Schmidt arbeitet an der Meachanik einer historischen Pfeifenorgel



Nach fast sieben Jahren im Orgelbau, wollte ich neues entdecken. Eine Meisterausbildung zum Orgelbaumeister erschien mir nicht das Richtige, da der Abnehmerkreis zu beschränkt und damit die Nachfrage nach neuen Pfeifenorgeln auch nicht so groß. Also entschied ich mich für die zweijährige Weiterbildung zum staatlich geprüften Techniker der Fachrrichtung Holztechnik...kurz Holztechniker (schon weniger beeindruckend, dafür für Maul- und Schreibfaule wesentlich angenehmer) an der Schule für Holztechnik in Hamburg. Das schien mir der perfekte Queraufstieg in die Tischlerbranche. Am Ende der zwei Jahre Technikerschule, habe ich mich dann als Initiativbewerbung bei der Klavierbaufirma Steinway & Sons beworben und gesagt, wenn die mich nicht nehmen, mache ich mich mit einem Planungsbüro für Möbel- und Innenausbau selbständig. Nun ja Steinway hatte gerade keinen Bedarf und so habe ich mich halt selbständig gemacht.  

 

Meine Geschäftsidee war Computerrenderings von Möbelentwürfen als Dienstleistung für andere Tischler anzubieten. Effizient über ein Internetportal...ich war damit 2004 meiner Zeit doch etwas voraus und so kam es, dass ich, als für die Visualisierung keine Kunden zu gewinnen waren, für Privatkunden Möbel entworfen habe. Die Kunden wollten aber gleich das komplette Möbel und nicht nur ein hübsches Bild. So war ich dann auf einmal Möbeltischler. In der semiprofessionellen Hinterhofwerkstatt von Freunden aus der Technikerschule, fing ich dann fast bei null an. Die Maschinen waren Hobbymaschinen von Scheppach und als Highlight eine Formatkreissäge von Martin aus den 1960er Jahren. Auf der kleinen Kombihobelmaschine von Scheppach die bis zu zwei Meter langen Holzstücke für meinen ersten Auftrag zweier Sideboards auszuhobeln, war schon ein ungewohnt zeitaufwändiges Kunststück. 


Ulf Schmidt auf von ihm gebautem Sideboard

Bei jedem Auftrag kam dann in der Regel eine Handmaschine dazu. Viele Maschinen von Festool, da mich der Systemgedanke überzeugt hat. Als ich einem befreundeten Holzbildhauer begeistert meine neue Stichsäge erklärt habe, meinte er nur ich könnte auch gut mit Werkzeuge verkaufen Geld verdienen. Jetzt mit 14 Jahren Verspätung habe ich den Rat befolgt. Vielleicht hätte ich nicht so viele Maschinen kaufen sollen (meine Mutter war zumindest der Überzeugung) dann wäre auch mehr Geld zum Leben über geblieben, kurz die Selbständigkeit war nicht so einträglich wie erhofft, so dass ich auch mal wieder Stellenangebote studierte und dabei auf ein Angebot als Stellvertretender Produktionsleiter bei dem größten E-Basshersteller in Deutschland gestossen bin. Das passte wie die Faust aufs Auge...Musikinstrumentenbauer, Holztechniker und in meiner Jugend hatte ich in zwei Bands E-Bass gespielt. Ratzfatz war ich dann von Hamburg im Süden Deutschlands und nach 1 1/2 Monaten sogar schon Produktionsleiter einer Produktion mit 30 Mitarbeitern. 


Wohnzimmerschrank mit Schiebetüren und eingebautem Aquarium

Allerdings entsprach die Arbeitszeit von mehr als 270 Stunden im Monat und das Betriebsklima nicht meinen Vorstellungen, so dass ich schon ein halbes Jahr später in Hannover bei der Firma göldo music anfing, die sich gerade eine Plek Maschine für Ihre Duesenberg Gitarren zulegen wollten. Das ist eine hochspezialisierte CNC Maschine die die Gitarrenbünde unter Seitenspannung auf den 100tel mm genau vermisst und dann abfräsen kann, so dass bei den fertigen Instrumenten eine perfekte Seitenlage mit minimalen Schnarrgeräuschen eingestellt werden kann. Und genau für diese Maschine war ich bei meinem vorherigen Arbeitgeber zum Spezialisten geworden.

Bei göldo habe ich mit dieser Maschine einige tausend Instrumente bearbeitet. Damit es nicht zu langweilig wurde, habe ich auch ein neues Seriennummernsystem für die Instrumente entwickelt, Anhängeschilder, eine Usermanual und Druckverschlussbeutel designt, das neue Lager beim Firmenumzug geplant...und dann wurde es leider doch zu langweilig mit meiner Hauptarbeit die Gitarrenhälse zu bearbeiten (alle 20 Minuten die gleichen Arbeitsabläufe), so dass ich wieder Lust bekam, mich selbständig zu machen. 


ehemaliger Dorfkonsum Hohenbrünzow

Im Nachverkauf einer Immobilienauktion kaufte ich für ein paar tausend Euro unbesehen einen Dorfkonsum aus den 70er Jahren in Mecklenburg-Vorpommern. In meiner ersten Selbständigkeit hatte ich gelernt, dass man die Fixkosten möglichst gering halten sollte und der größte Fixkostenblock war in Hannover die Miete, also lieber eigener Grund und Boden. So landete ich in dem kleinen Dorf Hohenbrünzow im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte. Nach und nach kaufte ich meist über Ebay gebrauchte Stationärmaschinen wie Formatkreissäge und Hobelmaschinen. Das stellte sich als lehrreich heraus. Einige Hobbymaschinen z.B. sind definitiv zu instabil für größere Möbelteile. Meine zweite kombinierte Hobelmaschine war eine schöne Gusseisenmaschine von Frommia...leider hatte der Vorbesitzer einen 230V Drehstrohmmotor eingebaut, da er noch in einer Region mit dem veraltetem 3x133V/230V Dreiecksnetz wohnte...da kommt es bei einem 400V Drehstrohmnetz nicht gut, wenn man von Stern auf Dreieck umschaltet...dann kriegt der Motor nämlich die vollen 400V und ist kaputt. Frustriert habe ich dann eine schöne Abrichte von Rex und einen Dickenhobel von Comag mit nachgerüsteter Spiralmesserwelle erstanden. Der Dickenhobel stand in Hamburg bei der Holzhandelsfirma Nagel und wurde in den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts von einem Maschinenhändler in der Mönckeberstaße verkauft, welche heute eine teure Fußgängereinkaufsstraße ist.


Ulf Schmidt hobelt ein Brett an einer Dickenhobelmaschine

Die ursprüngliche Geschäftsidee für meine zweite Firma war Bettgestelle aus Massivholz herzustellen und über Fachgeschäfte zu vertreiben. Nachdem ein Freund, der in Hamburg Mitinhaber eines Bettenstudios ist, dann doch nicht mit in meine Firma eingestiegen ist, entwickelte es sich schnell wieder dahin, dass ich für Privatkunden Möbel auf Maß fertigte. Die meisten Aufträge kamen über das Internet und waren meist für Kunden in Hamburg und Berlin, was für mich viel Fahrerei bedeutete. In fünf Jahren sind so viele schöne Einzelstücke entstanden (viele Bilder der Projekte finden sich auf der Website https://bettstatt.eu/ ). Leider war die Ertragssituation wieder nicht so wie erhofft, da es schon schwierig ist als Einmannbetrieb neue Aufträge ranzuschaffen, Entwürfe zu machen (die Tischlern in der Regel vom Kunden nicht direkt bezahlt werden, so dass man bei Angeboten die keinen Zuschlag kriegen, die Arbeit umsonst gemacht hat) und die beauftragten Möbel dann gleichzeitig auch noch zu fertigen.


zwei Sessel aus Eiche nach einem Entwurf von Ulf Schmidt

Ich schaute mich also mal wieder bei den Jobangeboten um. Dabei stieß ich auf ein interessantes Angebot als Produktmanager bei einem bekannten süddeutschen Werkzeughändler. Sehr schnell wurde ich zu einem Vorstellungsgespräch in Süddeutschland eingeladen. Die Stelle wurde leider anders besetzt, aber der Händler machte mir ein anderes Angebot in einem seiner Ladengeschäfte und seinem Kursbereich. Leider war der Arbeitsvertrag nicht so verlockend und mein Gegenvorschlag stieß auf wenig Gegenliebe. Wenig später stieß ich auf die Anzeige in der ein Betriebsleiter für eine größere Tischlerei in Waren an der Müritz gesucht wurde. Das ist 55km quer durch die Wallachei von Hohenbrünzow aus. Hier wurden wir uns schnell einig und so kam es, dass ich fünf Jahre lang bis 2020 als Betriebsleiter bei der Tischlerei Rohr in Waren als Betriebsleiter gearbeitet habe. In dieser Zeit war ich neben der Auftragsaquise, Entwurf und Planungl, für die Mitarbeiterführung zuständig. Ich habe ein neues Computernetzwerk installiert und die CNC Maschinen miteinander vernetzt und die Übergabeschnittstellen der einzelnen Computerprogramme angepasst, um eine durchgängige Planunung und Fertigung zu erreichen.

Um dichter an der Arbeit zu wohnen, habe ich 2017 ein altes Gutshaus in Levenstorf gekauft. Dies liegt sehr schön in Ortsrandlage direkt an den Wiesen und Wäldern der Ausläufer der Mecklenburgischen Schweiz.


Vorderansicht des Gutshauses Levenstorf

Da mein Arbeitgeber und ich uns mit der angedachten Firmenübernahme nicht einig werden konnten, war es für mich wieder an der Zeit meine Zelte abzubrechen und etwas Neues zu beginnen - werkkurs.